Wandel ist zur einzigen Konstante geworden – Unternehmen stehen daher vor der Herausforderung, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Traditionelle Changemanagement Ansätze greifen in der heutigen dynamischen Arbeitswelt jedoch häufig zu kurz. Vielmehr braucht es einen tiefgreifenden Transformational Change, der auf neue Formen der Zusammenarbeit setzt und die Mitarbeitenden aktiv einbezieht. Doch wie kann ein solcher Wandel gelingen, und welche Rolle spielen dabei Konzepte wie „New Work“ und Agilität?
Im Gespräch geben zwei erfahrene Transformation und Change Expertinnen Einblicke in die Erfolgsfaktoren eines nachhaltigen Kulturwandels: Melanie Seibert und Ann-Katrin Zeh, beide Senior Managerinnen bei der PROTEMA Unternehmensberatung GmbH.
Warum reicht das traditionelle Changemanagement in der heutigen Arbeitswelt nicht mehr aus?
Melanie Seibert: Die Arbeitswelt hat sich grundlegend gewandelt. Wir leben in einer Zeit, die durch Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität geprägt ist – oft als VUCA-Welt bezeichnet. Früher konnte man Veränderungen durch einen klaren Start- und Endpunkt eines Projekts managen, aber heute sind die Bedingungen viel dynamischer. Veränderungen finden kontinuierlich statt, und ein lineares Vorgehen wird den Anforderungen nicht mehr gerecht.
Ann-Katrin Zeh: Genau, daher braucht es den sogenannten „Transformational Change“. Dabei geht es nicht nur um das Umsetzen einzelner Maßnahmen, sondern um einen umfassenden Wandel, der auch kulturelle Aspekte einbezieht. Es ist essenziell, den Wandel als eine Konstante zu verstehen und Menschen ganzheitlich – mit seiner Logik, Intuition und seinen Emotionen – in den Prozess einzubinden.
Die Bedeutung von New Work und Agilität
Schlagworte wie “New Work" und “Agilität” sind in aller Munde. Welche Bedeutung haben sie für den Transformational Change?
Ann-Katrin Zeh: „New Work“ und Agilität sind begrifflich in der Tat sehr populär, aber oft werden sie nur als Buzzwords verwendet, ohne deren wahre Bedeutung zu verstehen. In einem Transformational Change geht es darum, ein passendes Umfeld für diese modernen Arbeitsansätze zu schaffen. Das bedeutet nicht, dass jede Organisation plötzlich agil arbeiten muss. Vielmehr müssen die für das jeweilige Unternehmen geeigneten agilen Elemente definiert und implementiert werden, um schnell und flexibel auf Veränderungen zu reagieren.
Melanie Seibert: Es geht auch darum, den Wandel gemeinsam zu gestalten. Ein Top-Down-Ansatz funktioniert hier nicht mehr. Die Mitarbeitenden möchten den Wandel aktiv mitgestalten, und sie müssen auch die Möglichkeit dazu haben. Nur so kann eine passende Unternehmenskultur entstehen, die durch „New Work“ und Agilität getragen wird.
Kollaboration als Schlüssel zum Erfolg
Was sind konkrete Maßnahmen, um Transformational Change im Unternehmen erfolgreich umzusetzen?
Melanie Seibert: Eine wichtige Stellschraube sind neue Formen der Zusammenarbeit. Ansätze wie Co-Creation, Co-Leadership und Co-Working setzen auf Kollaboration statt auf hierarchische Strukturen. Sie ermöglichen eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, bei der Verantwortung geteilt und Entscheidungen gemeinsam getroffen werden. Diese Methoden sind besonders geeignet, weil sie die „Schwarmintelligenz“ nutzen: Das Team entscheidet, wer für eine bestimmte Aufgabe die meiste Erfahrung und das passende Know-how hat.
Ann-Katrin Zeh: Die emotionale Sicherheit spielt ebenfalls eine große Rolle. Mitarbeitende müssen das Gefühl haben, dass sie Fehler machen dürfen und dass diese Fehler Teil des Lernprozesses sind. Eine Methode, die sich bewährt hat, sind regelmäßige Check-ins, bei denen das Befinden der Teammitglieder erfragt wird. Liegen Störungen vor, wird diesen Priorität eingeräumt, bevor man sich den eigentlichen Aufgaben widmet. So wird ein Umfeld geschaffen, in dem sich Mitarbeitende ganzheitlich eingebracht fühlen.
Ist es für Unternehmen sinnvoll, externe Berater für den Transformational Change hinzuzuziehen?
Ann-Katrin Zeh: Absolut, denn externe Berater bringen eine Außensicht mit, die intern oft fehlt. Sie sind nicht Teil des Systems und können so unvoreingenommen auf Schwachstellen hinweisen und neue Impulse geben. Wir bei PROTEMA verstehen uns dabei nicht nur als Berater, sondern auch als Moderatoren, Mediatoren und Prozessbegleiter. Wir begleiten Unternehmen durch den Wandel und helfen ihnen, ihre eigene Transformationsreise zu gestalten.
Melanie Seibert: Diese Außensicht ist besonders wichtig, weil Führungskräfte und Mitarbeitende oft zu sehr in ihren eigenen Abläufen gefangen sind, um kritisch auf das große Ganze zu blicken. Externe Berater können zudem gezielt Methoden und Konzepte einbringen, die in der Praxis bereits erfolgreich angewendet wurden.
Veränderung als Chance begreifen
Was ist Ihr wichtigster Rat an Unternehmen, die sich einem Transformational Change unterziehen möchten?
Melanie Seibert: Der wichtigste Schritt ist, den Wandel als eine Chance zu begreifen. Unternehmen sollten offen für neue Formen der Zusammenarbeit sein und bereit, aus Fehlern zu lernen. Es geht darum, eine Kultur zu schaffen, in der Veränderungen aktiv gestaltet und nicht als Bedrohung empfunden werden.
Ann-Katrin Zeh: Und vor allem muss das Top-Management die Veränderung nicht nur unterstützen, sondern auch vorleben. Ohne ein starkes Commitment und gelebte Werte ist es schwer, eine neue Unternehmenskultur nachhaltig zu etablieren.
Fazit
In der heutigen, dynamischen Arbeitswelt können Unternehmen nicht mehr nur mit traditionellen, linearen Changemanagement Ansätzen erfolgreich sein. Stattdessen ist ein „Transformational Change“ notwendig, der den permanenten Wandel als Konstante anerkennt und Menschen ganzheitlich, mit ihrer Logik, Intuition und Emotionen, einbezieht. Schlagworte wie „New Work“ und „Agilität“ dürfen nicht oberflächlich genutzt werden, sondern erfordern maßgeschneiderte Lösungen und Konzepte. Wichtig ist dabei ein ganzheitlicher Ansatz, der auf Kollaboration, Vertrauen und Flexibilität basiert und Strategie und Organisation, Befähigung und Umsetzung sowie den Menschen und neue Formen der Zusammenarbeit berücksichtigt.Externe Berater können als neutrale und erfahrene Begleiter im Veränderungsprozess wertvolle Unterstützung leisten.
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